Karate von A bis Z

A ... wie An- und Abgrußritual

Jeder, der einmal ein Karate - Do Training miterlebt oder gesehen hat, kennt das An- und Abgrüßen vor und nach dem Training.
In jedem Dojo wird es praktiziert, allerdings ist es überall leicht unterschiedlich in Form und Dauer. Es gibt im Prinzip nur zwei Basisformen, nämlich einmal im Stehen (Ritsu-Rei) und einmal im Knien (Za-Rei). Während die Ritsu-Rei Variante einen schnellen Gruß (Rei) darstellt und überall gleich ist (es wird voreinander mit der Grußformel Oss verbeugt), ist der Gruß im Za-Rei doch oft sehr unterschiedlich zu sehen. Man kann nicht behaupten, dass das eine Dojo es richtig und das andere es falsch macht, sondern es sind jeweils verschiedene Formen, die im Laufe der Zeit von Sensei zu Sensei so überliefert wurden. Um zumindest eine Art darstellen zu können, wird hier die allgemein überlieferte Variante des Grußes im Za-Rei erklärt:

Nachdem sich Meister und Schüler mit dem Gesicht zueinander in den Kniesitz gesetzt haben, wird zuerst ein Momentder Stille, das sogenannte Mokuso praktiziert. Hier soll sich der Karateka frei machen von allem Weltlichen, allen Ängstenund Problemen des alltäglichen Lebens und seine Konzentration auf das Karate - Do richten. Nach dieser Meditation werdenim allgemeinen drei Grußformen durchgeführt, die jeweils beim An - sowie Abgrüßen in dieser Reihenfolgeausgeführt werden:

Zuerst folgt das Shomen ni Rei. Hierbei dreht sich der Sensei herum, so dass er mit dem Rücken zu denSchülern sitzt und verbeugt sich mit ihnen gemeinsam nach vorne. Die Bedeutung besteht in dem philosophischen Prinzip,dass der Mensch, bevor er seine Übungen des Körpers und Geistes widmet, sich etwas zuwenden soll, das größerund bedeutender ist als er selbst. Dies ist im Karate - Do das Ideal, dass in Beziehung zum Dojo, zum ewigen Meister und zurKunst besteht. Sich etwas hinzugeben und es als größer als das eigene Ich anzuerkennen, erzieht zu der für dasKarate - Do richtigen Haltung gegenüber dem Leben und dem Umfeld.

Sensei ni Rei ist der zweite auszuführende Gruß. Der Lehrer hat sich wieder nach vorne zu seinen Schülerngewandt und verbeugt sich mit ihnen. Die Schüler grüßen hierbei den Sensei jedoch nicht als Mensch, sondernals Symbol des ewigen Meisters und Bewahrer der Tradition. Der Sensei jedoch steht als Mensch nicht höher als derSchüler, doch als Träger der Tradition wird er gegrüßt als Zeichen seines Respektes vor dem höherenIdeal.
Otagai ni Rei ist der letzte Gruß am Anfang und Ende des Trainings, ein Gruß innerhalb des Trainings derÜbenden zueinander. Dieser Gruß steht als Dank für die Hilfe eines Mitübenden oder auch höflichenBegrüßung von mitübenden Gästen im Dojo.

(r.sch)