Karate von A bis Z

Begegnung mit einem Idol

Zeitgerecht sind sie allemal, die Idole, unerreichbar und faszinierend. Mädchen im Allgemeinen geben sich mit der Rolle des Beobachters zufrieden, schwärmen für Filmstars oder fallen reihenweise in Ohnmacht, bei den"Backstreet Boys" oder der "Kelly Family".
Jungen suchen Helden nach ganz anderen Kriterien aus, ihr Held muss stark sein und vor allem mutig und verwegen.Gewalt ist angesagt in den meisten Computer- oder Game Boy Spielen, denn Tod und Schrecken begleiten unsere Kinder schon von klein auf. Da fällt "Goofy" von einer Klippe und steht wieder auf, da hauen sich "BugsBunny" und "Donald" die Töpfe, Teller und Pfannen auf den Kopf, und alles was geschieht - eineBeule wächst. Gewalt wird verniedlicht, und all diese spaßigen Missetaten tragen nicht einmal Konsequenzen, keiner wird zur Verantwortung gezogen. Da schrecken auch keine Nachrichten von Mord und Krieg in den Fernsehnachrichten, dem Schrecklichen ist der Schrecken genommen.

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum einige Kinder so gewaltbereit sind, warum sie Szenen aus Horror-oder Kriegsfilmen nachspielen und sich gegenseitig abstechen, wie den neuesten Radioberichten zu entnehmen ist, wiesoRealität und Fiktion völlig verschmelzen, und viele nicht einmal in der Lage sind Bedauern zu empfinden, also völlig frei von Schuldgefühlen sind. Warum bauen sich viele einen in unseren Augen "Negativhelden"auf, schließlich gibt es doch auch sehr lehrreiche Filme, wie zum Beispiel einen meiner Lieblingsfilme "Die drei Musketiere",hier geht es noch um Werte, man hat hohe Ziele, es wird gekämpft für Ideale, für Freiheit und Gerechtigkeit, hier ist ein Wort noch etwas wert, und Einer steht für den Anderen ein.

Wahrscheinlich sind solche Idole zu harmlos, denn Schwert und Degen erfüllen längst nicht mehr ihren Zweck.Auch kann sich kein Junge in einen Helden hineinversetzen, der einen Kampf mit Telefonhörer und Federhalter führt,Väter haben leider in unserer Zeit ihre Vorbildfunktion eingebüßt. Unsere Kinder werden gerade in ihren ersten Lebensjahren von Frauen dominiert. Zu Hause die allgegenwärtige Mutter, dann die Betreuerin im Spielkreis, die Erzieherin im Kindergarten, die übergangslos von der Grundschullehrerin ersetzt wird, und die Kleinen wohlbehütet bis in die Oberstufe begleitet. Der erste männliche Part im Leben eines Jungen wird erst mit dem Eintritt in einen Sportverein vollzogen, hier beginnen sich die Jungen mit ihrer Männlichkeit zu identifizieren und auseinanderzusetzen.

Nun aber zu unsere Geschichte, wo eine Vorbildfigur einen positiven Charakter einnimmt, so geschehen im Zeltlager in Müggendorf.

Gemeinsames Training für alle, Groß und Klein treffen sich in der Halle. Unter all den Kindern befindet sich auch Dirk, ein Junge von ca. 10 Jahren. Für ihn wird mit einem Mal Sport zur Nebensache, er hat nur noch Augenfür einem Mann, der seinem Idol wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheint. Er kommt zu mir und erkundigt sich nach dem Namen, doch der scheint gar nicht relevant, für ihn steht fest, es ist "Chuck Norris". All seine Filme hat er gesehen, sein Zimmer ist voll von Postern seines Idols. Er fragt, ob er vielleicht hingehen könnte um sich ein Autogramm geben zu lassen, wozu ich ihn ermutige. Schnell ist ein Zettel zur Hand und unserDoppelgänger kommt ins Grübeln, mit welchem Namen er unterzeichnen soll, man entscheidet sich für denKünstlernamen. Doch damit ist der Traum des Jungen keinesfalls zu Ende geträumt, was ist so ein Erlebniswert, ohne alles noch im Bild festzuhalten. Etwas schüchtern überreicht er einen Papierschnipsel auf dem dieDanksagung eines "Fans" (wörtlich übernommen) steht, und bittet gleichzeitig um einen Fototermin.Unser Held, nicht ganz standesgemäß nur mit Turnhose und Turnschuhen ausgestattet, nimmt Aufstellung, und einFreund muss dieses Erlebnis auf einem Foto verewigen.

Nach Meinung der Beobachter ist aber das "Outfit" eines Helden nicht würdig, also wird eine zweite Fotosession im "Karate - Gi" vereinbart.

Auf dem Platz unseres Zeltdorfes wird noch einmal Aufstellung genommen, unser Held, nun dem Idol etwas ähnlicher, posiert noch einmal mit Dirk, der stolz den Arm auf "Chuck´s " Schultern legt und mit leuchtenden Augen in die Kamera strahlt. Dieses Erlebnis wird Dirk sicherlich lange Zeit im Gedächtnis bleiben, und das Foto nebst Autogramm wird durch viele Kinderhände wandern, einige werden ihn belächeln, andere wird er mit seiner Euphorie mitreißen, doch im Laufe der Jahre wird auch für Dirk aus einem "Chuck Norris" ein Johann Schröder werden, dann wird er erkennen, daß die Zeit des Träumens vorbei ist und der erste Schritt zum Erwachsenen ist getan. Das letzte Zusammentreffen der Beiden begab sich in der abends stattfindenden Disco, Dirk suchte noch einmal die Nähe seines Helden und beglückwünschte ihn zu seinem letzen Film, in dem er so "COOL" war, dass er ihn sich ein paarmal angesehen hat.

Der stolze Dirk mit seinem Idol Chuck Norris (Johann Schröder) Auf dem Platz unseres Zeltdorfes wird noch einmal Aufstellung genommen, unser Held, nun dem Idol etwas ähnlicher, posiert noch einmal mit Dirk, der stolz den Arm auf

Der stolze Dirk mit seinem Idol Chuck Norris (Johann Schröder)


Auf dem Platz unseres Zeltdorfes wird noch einmal Aufstellung genommen, unser Held, nun dem Idol etwas ähnlicher, posiert noch einmal mit Dirk, der stolz den Arm auf "Chuck´s " Schultern legt und mit leuchtenden Augen in die Kamera strahlt. Dieses Erlebnis wird Dirk sicherlich lange Zeit im Gedächtnis bleiben, und das Foto nebst Autogramm wird durch viele Kinderhände wandern, einige werden ihn belächeln, andere wird er mit seiner Euphorie mitreißen, doch im Laufe der Jahre wird auch für Dirk aus einem "Chuck Norris" ein Johann Schröder werden, dann wird er erkennen, daß die Zeit des Träumens vorbei ist und der erste Schritt zum Erwachsenen ist getan. Das letzte Zusammentreffen der Beiden begab sich in der abends stattfindenden Disco, Dirk suchte noch einmal die Nähe seines Helden und beglückwünschte ihn zu seinem letzen Film, in dem er so "COOL" war, dass er ihn sich ein paarmal angesehen hat.

Vielleicht zum Schluss noch einen Appell an alle Eltern, die Kinder kontrollierter mit Medien umgehen zu lassen, erklärend mit ihnen gemeinsam über Filme reden und immer wieder darauf hinzuweisen, daß Fernsehen nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun hat.

(Karin Fermer)